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Was brauche ich um gluecklich zu sein

Das WHY (im deutschen streiten sich die Geister, ob man WARUM oder WOFÜR sagen sollte) oder auch der PURPOSE sind nicht nur im persönlichen Umfeld relevant, sondern nehmen auch in Unternehmen einen wachsenden Stellenwert ein. Ganz wunderbar erklärt der Zukunftsforscher Dr. Pero Micic in seinem Video: „Why? Purpose? Mission? Was ist was? Was brauchen Sie wirklich?“ nicht nur die unterschiedlichen Begriffe, sondern setzt diese in den Kontext der Mission eines Unternehmens. Mein Prädikat: „Absolut sehenswert“. Deshalb hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=othwlux93BU

 

Ich möchte mich heute dem persönlichen WHY widmen. Der Frage nachspüren, wie wir herausfinden können, was uns treibt, warum wir morgens aufstehen und was uns glücklich macht.

 

Die 7 Ebenen von Robert Dilts

 

Dieser Frage gehe ich zusammen mit meinen Klienten immer wieder nach und freue mich, wenn wir gemeinsam dem individuellen WHY auf die Spur kommen und sich in den Gesichtern die Emotionen von Erkenntnis, Staunen und Freude bis Glück spiegeln. Eine wunderbare Möglichkeit, sich diesem WHY zu nähern ist die Methode Logical Level Alignement nach den 7 Ebenen von Robert Dilts. Diese Arbeit mit Bodenankern führt über verschiedene Ebenen vom Umfeld über Verhalten, Fähigkeiten, Glauben, Werte, Identität bis hin zum Sinn.

 

Eine Klientin zum Beispiel weinte vor Glück als Sie auf dem Bodenanker SINN stand und sagte ungläubig: „Warum muss ich erst so alt werden, um zu erkennen, was ich wirklich will und was mich wirklich glücklich macht"

 

Ein anderer Klient, den ich seit 2 Jahren in unregelmäßigen Abständen begleite, mit dem ich schon gemeinsam die erfolgreiche Bewerbung und den Job als Agile Coach feiern durfte, schrieb mir heute Morgen einen Brief über sein WHY. Dieses Essay rührte mich zu Tränen und ich möchte es gerne – mit seiner Genehmigung – mit Euch teilen:

Der Brief der mich zu tränen rührte

Liebe Heike,

 

ich habe gestern Abend ein Gefühl des "Aufwachens" gehabt. Witziger Weise bin ich tatsächlich aus einem tiefen Schlaf auf der Couch aufgewacht und sozusagen mitten im Film "Sister Act" gelandet. Während ich der Musik und der Geschichte folgte, ist mir eine Sache bewusst geworden:

Ich habe mich schon immer für Dinge begeistert, die tiefe Emotionen wachrufen und mich selbst oder andere begeistern. Darunter zum Beispiel Musik, Singen, Schauspiel, Verkleiden, Malen und Bildhauerei, und vieles mehr...
Noch während der Film lief, musste ich daran denken, dass ich schon immer diese Begeisterung für Kunst in all ihren Formen hatte und die Frage nach dem, was mich wirklich inspiriert - die du mir schon vor einiger Zeit gestellt hattest - wurde plötzlich beantwortet!

 

Ich weiß, dass ich Dir schon mal geschrieben habe, ich hätte mein WHY in der Nachhaltigkeit oder dem Umweltschutz gefunden – das sind auch immer noch Themen, die mich interessieren – ebenso wie Technik oder Wissenschaft – aber echte und tiefe Begeisterung haben sie dann doch nicht geweckt.

In unserer Wohnung finden sich immer noch die Relikte meiner Leidenschaft, ohne dass ich sie in all den Jahren wirklich gesehen habe:

  • Bilder in Kreide und Öl, die ich gemalt habe
  • Töpferarbeiten von mir
  • Musikinstrumente, die ich mir zum Teil autodidaktisch beigebracht habe und auf denen ich Lieder nur nach dem Gehör nachspielen kann, obwohl ich sie seit Jahren nicht in der Hand hatte
  • Handarbeiten aus Textilien und Garnen
  • Architektonische Entwürfe aus meiner Studienzeit
  • Mosaikarbeiten und, und, und...

Irgendwie erschreckend, wie blind man doch sich selbst gegenüber sein kann. Ich liebe Musik in fast jeder Form, gehe gern in Museen und Galerien, mag die Spleenigkeit von Künstlern, den Lebensstil von "barfuß im Bauwagen im künstlerischen Chaos" oder "streng geordnet und mit bestimmter Bedeutung" wie in der japanischen Kunst. Ich bewundere die besonderen Menschen, die von starken Emotionen geleitet durchs Leben gehen und diese Emotionen auch ausdrücken und zeigen.

 

Auch viele meiner eigenen Verhaltensweisen spiegeln mir, was ich lange selbst nicht gesehen habe. Ich bevorzuge alles, was mit Bauen, Erschaffen und Kreativität zu tun hat. Ich spiele mit dem Gedanken, ein Tiny House zu entwerfen, in dem meine Frau und ich im Alter leben könnten. Ich bleibe bei schönen Dingen automatisch stehen. Ich liebe die Natur und ihre Formen- und Farbenvielfalt. Ich strebe nicht nach materiellem Besitz. Ich wähle fast automatisch die beste Qualität oder das teuerste, exquisiteste Möbelstück, ohne mich darauf zu konzentrieren. Ich lerne gerne neue Techniken und versinke bei Arbeiten, in denen ich kreativ gestalten kann, in den Flow. Sowohl alleine als auch im Team.

 

Und nicht zuletzt: Ich habe in vielen Dingen Talent dazu.

Ich habe gemalt, Bücher geschrieben, die verlegt wurden, gesungen und geschauspielert. Ich habe Filme gedreht und Dinge entworfen. Räume ausgestattet, genäht, gehäkelt, gestrickt, restauriert, getischlert, Kunsthandwerk geschaffen und musiziert. Und vielleicht ist mir einfach nur aufgrund der Fülle verschiedener künstlerischer Tätigkeiten nicht bewusst gewesen, was mich dabei wirklich glücklich gemacht hat. Das Ausprobieren! Das immer Neue! Die Begeisterung und tiefen Emotionen, die hinter einem wirklich guten Projekt stecken!

 

In meinem Leben habe ich gelernt, dass Kunst brotlos ist. Aber je weiter ich mich von ihr entfernt habe, umso schlechter ging es mir. Gestern bin ich seit langer Zeit wieder darauf gestoßen und heute Morgen schreibe ich zum ersten Mal den Satz auf, der in meinem Ohren schon fast vermessen und arrogant klingt:

ich bin künstler

Es tut gut das zu schreiben! Und es fühlt sich wirklich, wirklich richtig an. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Was fange ich mit dieser Erkenntnis an?"

 

Dieser Brief zeigt mir, dass man die Suche nach dem persönlichen WARUM oder WOFÜR nie aufgeben sollte. Und dass man dieses WHY manchmal sogar direkt vor der Nase hat, ohne es zu merken.

 

 

mein persönliches why

Und warum mich dieses wunderbare Schriftstück zu Tränen rührt, erklärt auch ziemlich gut mein eigenes WHY. Ja, ich möchte Dinge bewegen, ich freue mich z.B. jedes Mal über ein erfolgreich beendetes Projekt oder über die Pressemitteilung, die ich für unseren ZONTA Club Landshut verfasst habe und dann in der Zeitung lesen kann. Und ich feiere den Ausbildungsplatz, den der erste Schüler „meiner“ BV-F Klasse, die ich stundenweise begleite, bekommen hat.

 

Aber eine wirklich tiefe Freude spüre ich, wenn ich Menschen in Veränderungen begleiten darf und sie in diesem Prozess ihr WHY entdecken.

Denn ich weiß, dass die Erkenntnis über das eigene WHY zu einem erfüllteren Leben führt.